Zunächst kann es sein, dass die Jig-Schiene fehlerhaft hergestellt wurde und neurophysiologisch nicht als Jig-Schiene funktioniert. Folgende Fehler können bei der Herstellung der Jig-Schiene:
- Der Jig ist zu niedrig: Bei Seitwärtsbewegungen haben die Seitenzähne Kontakt; Knirschen und Pressen mit hohen Kräften auf diesen Seitenzahnkontakten ist möglich.
- Der Jig ist zu kurz: Der Unterkiefer kann nach dorsal vom Jig abrutschen. Der Patient knirscht dann retrusiv über die dorsale Kante des Jigs. Diese Art des Knirschens ist besonders belastend für die Muskulatur und destruktiv für die Kiefergelenke.
- Der Jig ist seitlich nicht abgerundet, sondern bietet eine Kante, auf der geknirscht werden kann.
Deshalb müssen wir bei Wirkungslosigkeit einer Jig-Schiene als Erstes prüfen, ob solche Konstruktionsfehler vorliegen.
Des Weiteren kann es sein, dass der Patient so stark psychoemotional belastet ist, dass er sogar auf dem Jig knirscht und presst und seine Muskulatur hinreichend überlastet. Bei solchen Patienten sehen wir in der Kontrollsitzung tiefere „Knirschspuren“ im Kunststoff des Jigs „eingraviert“: Eine Probebehandlung mit der Jig-Schiene muss deshalb immer von Stress-Management-Training sowie physiotherapeutischer und/oder osteopathischer Therapie begleitet werden. Auch andere Begleitbehandlungen wie zum Beispiel propriozeptive Therapie mit Einlagesohlen, funktionaloptometrische Übungstherapie, Psychotherapie und psychologische Beratung, Umweltmedizin, Traditionelle Chinesische Medizin und Schmerzmedizin können indiziert sein. Das gleiche gilt für präventive und gesundheitsbildende Beratungen. Fehlen notwendige Begleitmaßnahmen, dann kann dieses Fehlen für die Wirkungslosigkeit der Jig-Schiene verantwortlich sein.
Schließlich: Es ist nicht die Aufgabe einer Jig-Schiene, jeglichen Schmerz zu lindern. Die neurophysiologische Wirkung der Jig-Schiene ist klar: Sie verhindert, dass der Patient in der Nacht mit hohen Kräften knirscht oder presst. Sind die hohen Kräfte beim nächtlichen Knirschen oder Pressen mit den Zähnen (Bruxismus) verantwortlich oder teilverantwortlich für muskuläre Überlastungen und die damit verbundenen Schmerzen, so werden innerhalb kurzer Zeit (üblicherweise zwischen einer Nacht und sechs Wochen) die Schmerzen werden weniger oder verschwinden ganz.
Die Behandlung mit einer Jig-Schiene ist also eine Probebehandlung: Wenn die Jig-Schiene hilft, können weitere zahnärztliche und/oder kieferorthopädische Untersuchungen und Behandlungen notwendig sein. Wenn die Jig-Schiene nicht hilft, spielen die hohen Bruxismuskräfte keine Rolle: Andere schmerztherapeutische Maßnahmen sind indiziert.